Bereits 2015 schrieb der Projektentwickler ArtInvest einen städtebaulichen Architekturwettbewerb aus, den das Kölner Büro JSWD Architekten für sich entscheiden konnte.
Um die drei sechseckigen Baukörper als Ensemble zusammenzufassen, entschieden sich JSWD für ein durchgängiges Fassadenmotiv: Weiß eingefärbte Betonfertigteile in geometrischer Form sorgen für eine einheitliche Erscheinung. In den beiden niedrigen Gebäuden sind sie tragend ausgeführt, im Hochhaus mit Sockelbau an ein tragendes Stahlbetonskelett angeschlossen. Durch ihre dynamische Gestalt scheint die Fassade aus verschiedenen Blickwinkeln und mit unterschiedlichem Lichteinfall stets in Bewegung zu sein – nur einer der Gründe, weshalb das Projekt 2024 mit dem German Design Award ausgezeichnet wurde.
Das kraftvolle, geschwungene Gesamtkonzept zieht sich nicht nur bis in das Foyer hinein – wo glasfaserverstärkter Betonelemente die Bekleidung von Decke und Rückwand bilden – sondern lässt sich auch an der Außenraumplanung ablesen. Durch die Positionierung der Baukörper an den Spitzen des dreieckigen Grundstücks entsteht im Zentrum ein öffentlicher Freiraum, der unter anderem ein verspiegeltes Kunstwerk des dänischen Künstlers Jeppe Hein beherbergt. Beim Blick auf den Boden fällt ein zweifarbiges, organisch geformtes Motiv auf. Es folgt den Baukörpern wie auch der Durchwegung und weitet auf diese Weise das Dynamik-Konzept auf das gesamte Quartier aus. Die Landschaftsarchitekt*innen von RMPSL entwickelten die Freiraumgrafik mit einer Kombination aus Guss- und Walzasphalt, der anschließend noch mineralisch beschichtet und veredelt wurde.
Dass für einen Bürokomplex dieser Dimension Stellflächen benötigt werden, versteht sich von selbst. Fast das gesamte Grundstück ist mit einer dreigeschossigen Tiefgarage unterbaut, die 950 Auto- und 450 Fahrradstellplätze zur Verfügung stellt. Das ist auch der Grund, weshalb das Areal mit einigen wenigen Grünflächen und Hochbeeten auskommen muss. Ergänzt werden diese von einer extensiven Dachbegrünung. Zudem sorgen Bäume am Rande des Grundstücks für die nötige Abschirmung zum Wohngebiet. In Anbetracht des fortschreitenden Klimawandels und den damit einhergehenden Extremwetterereignissen wie Starkregen und Überflutungen, stellten diese Limitationen allerdings eine große Herausforderung in Sachen Entwässerung dar.
Weil für das Projekt aufgrund des erhöhten innerstädtischen Überflutungsrisikos außerdem aufwendige Sonderlösungen entwickelt werden mussten, war ACO schon früh in der Planungsphase involviert. „Die Kernaufgabe war es, dass normale und extreme Regenmengen über die Fläche überhaupt erst aufgenommen und eingespeichert, hinterher dann kontrolliert in den städtischen Kanal eingeleitet oder für die Vegetation wiederverwendet werden können“, erklärt Andreas Bauer-Idel, Projektmanager bei ACO. „Das ist das Konzept der blau-grünen Infrastruktur, der ACO Green City.“
Um die Entwässerung der versiegelten Freiflächen in das Gestaltungskonzept zu integrieren, nahm man sich die charakteristische Bodengestaltung zu Hilfe. „Die Linien legen sich in einer dynamischen Formsprache um die Gebäude“, zeigt Markus Piel, Landschaftsarchitekt bei RMPSL auf. „Die Zweifarbigkeit machten wir uns zunutze und positionierten an den Übergängen Schlitzrinnen.“ Durch die organischen Formen entstanden große Radien, denen die ACO ino 653 SR und 654 SR von ACO Inotec teilweise über 70 Meter hinweg folgen. Sie speichern normale Regenmengen und leiten sie in den Regenwasserkanal. Größere Niederschlagsmassen werden durch einen im System integrierten Notüberlauf in Retentionsboxen auf der Tiefgaragendecke verteilt. Aufgrund ihrer geringen Bauteilhöhe von gerade einmal 8,5 Zentimetern konnten sie unterhalb der Vegetation platziert werden und speichern dabei trotzdem 80 Liter pro Quadratmeter. Das gesammelte und gespeicherte Wasser wird anschließend wiederverwendet und Grünflächen und Hochbeeten zur Verfügung gestellt.
Den Innenhof entwässern ACO DRAIN® Multiline-Rinnen mit Längsstabrosten in verzinktem Stahl. Aufgrund ihrer serienmäßigen Dichtung am Rinnenende wird für eine vollständige Weiterleitung des aufgenommenen Oberflächenwassers gesorgt, wodurch Bauwerke effektiv geschützt werden. Im Gegensatz zur Entwässerung über die Schlitzrinnen wird das Regenwasser im Innenhof zuerst in die Retentionsboxen geleitet, überschüssiger Niederschlag in den Regewasserkanal. „Das entwickelte System war vor dem Hintergrund der riesigen Tiefgarage die einzige Möglichkeit, um den Anforderungen des ziemlich komplizierten Überflutungsnachweises gerecht werden zu können“, so Landschaftsarchitekt Piel.
Aufgrund der geschwungenen Betonfertigteile sowie der Bodentiefe und Geometrie bedurfte es auch bei der Fassadenentwässerung individueller Sonderanfertigungen. ACO konfektionierte Fassadenrinnen speziell auf die Architektur zugeschnitten und im abgestimmten Design. Passend zum Innenhof kamen auch an der Fassade Längsstabroste zum Einsatz. Sie führen die Tiefenwirkung der Fassade fort und unterstreichen die lineare Optik der Architektur. An den Ecken kamen auf die sechseckige Gebäudegeometrie angepasste, vorgefertigte Formteile zum Einsatz.
Dank des speziellen Systems konnten die Rinnen direkt an die bodentiefe und mit Leitblechen ausgestattete Fassade angeschlossen werden, wodurch unter anderem der DIN-Norm 18533 entsprechend eine Spritzwasserminimierung bei Ausritten gewährleistet wird. Übergange in die Gebäude wurden mit der begeh- und rollstuhlbefahrbaren ACO Fassadenrinnen nach DIN 18040 als Nullschwelle ausgeführt. Mit angeschweißten Lastankern, die im Betonbett sitzen, sorgt das System in Eingangs- und Überfahrtsbereichen mit höherem Lastaufkommen für die zusätzliche Entlastung der Fassade. „Eine große Besonderheit“, so Andreas Bauer-Idel, „ist, dass im Falle einer Beschädigung die Fassade durch einfaches Lösen der Schrauben und ohne große Baustelle vom Entwässerungssystem getrennt und komplett revisioniert werden kann“. Das durch die Fassade aufgefangene Regenwasser wird bei diesem System direkt in Retentionsboxen überführt und gespeichert und dient anschließend der Vegetation zur Bewässerung.
„Bei dem Projekt wurden insgesamt 884 Meter Fassaden- und Freiflächenrinnen verbaut“, erinnert sich Andreas Bauer-Idel. „Das Entwässerungssystem ist bis ins Detail durchdacht. Das konnte nur gelingen, indem es in enger Zusammenarbeit entwickelt und von Anfang an mitgedacht und -geplant wurde.“ Die Entwicklung und Umsetzung klimaresilienter und nachhaltiger Konzepte sind – wie bei diesem Projekt – im Kampf gegen die Auswirkungen des Klimawandels nicht nur eine Notwendigkeit, sondern zeitgleich eine Chance, die gebaute Umwelt widerstandsfähiger und ökologisch verträglicher zu gestalten.